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Beitrag vom 22.02.2004
Frauen traut Euch! Selbstwert, Mut und Risiko
AVIVA-Redaktion
Referentin: Dr. Verena Baldinger, Dr. Baldinger & Partner, Büdingen und Beate Quast
Fast 20 Frauen trafen sich erwartungsvoll zu einem Workshop, dessen Thema viele von uns beschäftigt. Sich etwas zu trauen, Mut zum Risiko zu haben bedeutet auch, sich einlassen zu können, Neues auszuprobieren und zu akzeptieren. Diesmal ging es nicht um theoretische Konzepte und Reden, sondern darum, Reden durch Handeln zu ersetzen, Klischees zu durchbrechen, sowie das Selbstwert- und Gemeinschaftsgefühl zu stärken.
Die Stimmung war positiv! Interessiert und gespannte saßen die Teilnehmerinnen im Halbrund, und durften zur allgemeinen Auflockerung und Einstimmung eine Karte unter ihrem Stuhl hervorholen auf der die provokanten Thesen zu lesen waren:
„Wir steuern in zutiefst weibliche Wirtschaftszeiten“ „Die Veränderungsprozesse der Zukunft sind sinnlich und emotional“ Um die Reaktion auf diese Aussagen zu testen, wurden im Anschluß Gruppen gebildet, die diesen Statements entweder ganz, teilweise oder gar nicht zustimmten.
Überraschender Weise konnte sich eine größere Anzahl positiv mit den Aussagen identifizieren. Wenn auch Stimmen laut wurden, die sich an der negativen Konnotation von „zutiefst“ störten oder den Begriff „sinnlich“ kritisierten. Nur wenige Frauen lehnten die beiden Thesen gänzlich ab.
Der verbale Austausch unter den Gruppierungen begann gerade anzulaufen, da ging es auch schon weiter: Ein Schaubild listete die Eigenschaften der linken=männlichen („rationalen“) und der rechten=weiblichen („emotionalen“) Gehirnhälfte auf. Die zugehörigen Qualitäten sind hinlänglich bekannt und brauchen nicht näher erläutert zu werden. Auch wurde nicht im Sinne von besser oder schlechter diskutiert, sondern heraus gefiltert, dass wir uns in Zeiten des Umbruchs befinden, der Veränderung und des Wandels.
These: Es gibt momentan einen Shift, einen Zusammenbruch von Strukturen„Nichts ist machtvoller als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“. (Mark Twain)Ziel der nächsten Übung war der Umgang mit inneren und äußeren Bildern und der Kraft, die daraus zu gewinnen ist.
Eine andere Aufgabenstellung war spannend, befaßte sie sich doch mit einem Thema, das zur Zeit sehr en vogue ist und in vielen Zusammenhängen auftaucht.
Gefragt wurde:
„Welche Vorbilder haben Sie?“ weiblichemännlichegar keine verschiedeneaus Ihrem privaten UmfeldEs galt, Statements zu visionären Vorbildern zu formulieren. Die uns Kraft geben und zukünftig begleiten und stützen können.
Überprüft wurden weiterhin Einstellungen zu Worthülsen, Labels und Etikettierungen.
Wie leicht lassen wir uns von Aussagen beeinflussen, negativ oder positiv berühren?
Schlagworte wie: Gleichstellung, Ouotenfrau etc. wurden daraufhin abgeklopft, welche Gefühle sie in uns wecken, tangieren sie uns
positivnegativgespaltenoder lassen sie uns gleichgültig?
Eine weitere Frage war:
Wie stark nutzen Sie Ihr weibliches Potenzial?Die Mehrheit der Anwesenden war der Ansicht, ihr weibliches Potenzial bereits in vollem Umfang zu nutzen. Was aber sicherlich nicht die Realität in der Erwerbswelt widerspiegelt.
Wo kommen wir her? Wo stehen wir jetzt? Wo wollen wir hin? Diese Fragestellungen sollten pantomimisch umgesetzt werden. Mit Phantasie und Spaß wurden unterschiedliche Stadien der Menschheitsgeschichte dargestellt. Das Bild „Mutter mit Kind“, „die Sammlerin“ die „Hüterin des Herdes“ bis zur „emanzipierten Kämpferin“ und zur „gesellschaftlich akzeptierten Powerfrau“ war der erfahrene Wandel einer Evolutionsgeschichte, der noch längst nicht abgeschlossen und noch viele steinige Pfade aufweist, die es zu bewältigen gilt.
Doch am Ende war klar: „positive Gefühle machen Mut, Veränderungen voran zu treiben und Schwierigkeiten mutig anzugehen“.
Zum krönenden Abschluß eine schöne Übung: „Wir stärken uns gegenseitig den Rücken“ hieß es! Was nicht nur bildlich zu verstehen war, sondern gleich aktiv umgesetzt wurde. Die teilnehmenden Frauen stellten sich hintereinander auf, jede berührte den Rücken der Vorderfrau und wurde von der hinter ihr stehenden Frau berührt. Kraft und Stärke wurden dadurch weitergegeben und gleichzeitig empfangen. Dieses Prinzip des Gebens und Nehmens ist uns als Begriffspaar gut bekannt, doch meistens ist das Geben beim weiblichen Geschlecht das vorherrschende Prinzip. Dass wir auch nehmen dürfen, spricht sich erst langsam herum und gehört zu einer unserer schwersten Übungen.
Der Workshop war abwechslungsreich und spannend, die meisten Frauen kamen entspannt und lächelnd aus dem Raum. Leider war die Zeit zu kurz, um sich entwickelnde fruchtbare Debatten weiter auszuführen.